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Goldenes Blut – das seltenste Blut der Welt

Blutgruppen sind durch Corona wieder in den öffentlichen Fokus gerückt. Warum? Und welche gibt es eigentlich?

Artikel nach Kategorien filtern #Coronavirus #Medizin #Lifestyle #Vorsorge

Die Wissenschaft erfährt jeden Tag mehr über das neuartige Coronavirus. Experten fanden zum Beispiel in einer Studie* heraus, dass die Blutgruppe die Schwere einer COVID-19-Erkrankung beeinflussen kann. Offenbar bekommen Menschen mit der Blutgruppe A häufiger Atemwegsprobleme als Patienten mit der Blutgruppe AB oder B. Noch etwas geringer war das Risiko bei Blutgruppe 0. Das liegt allerdings wohl nicht an der Blutgruppe selbst. Der Grund ist, dass bestimmte Merkmale, die eine Immunfunktion haben, häufig gemeinsam mit der Blutgruppe vererbt werden.

Sehr wichtig werden Blutgruppenmerkmale allerdings, wenn Blut gespendet oder übertragen wird. Doch welche Blutgruppen gibt es eigentlich und wie häufig kommen sie vor? Und welche Rolle spielt dabei das sogenannte Goldene Blut – die seltenste Blutgruppe der Welt?

So werden Blutgruppen unterschieden

Das Goldene Blut hat seinen Namen nicht etwa erhalten, weil es goldfarbig aussieht – sondern weil es sehr selten vorkommt. Fachleute sprechen offiziell von einer Blutgruppe mit der Bezeichnung Rh-Null. Doch der Reihe nach: Um zu verstehen, was es mit dem Goldenen Blut auf sich hat, ist ein Blick auf die verschiedenen Blutgruppenmerkmale und deren Unterschiede wichtig. 

Die Oberfläche von roten Blutkörperchen besteht aus verschiedenen Strukturen, unter anderem aus Kohlenhydraten (Zucker) und Proteinen (Eiweißen), – sie werden Blutgruppenantigene genannt. Jeder Mensch besitzt eine bestimmte Sorte dieser Antigene in mehreren Kombinationen. Durch diese Merkmale ergeben sich verschiedene Blutgruppen. Sie sind sowas wie ein Fingerabdruck. Insgesamt sind derzeit 38 Blutgruppensysteme bekannt. Für die Medizin am bedeutsamsten sind zwei davon: das AB0-System und das Rhesussystem.

Das ABO-System

Das AB0-System unterscheidet zwischen vier Gruppen: A, B, AB und 0. Die Buchstaben geben an, ob das jeweilige Antigen auf der Zelloberfläche vorhanden ist. Dabei ist das System logisch aufgebaut: Wer die Blutgruppe A hat, besitzt A-Antigene auf der Zelloberfläche. Menschen mit Blutgruppe AB haben sowohl A- als auch B-Antigene. Personen mit der Blutgruppe 0 besitzen keines dieser beiden Antigene. In den ersten sechs Lebensmonaten bilden sich Antikörper – also Abwehrmechanismen – gegen die Blutgruppenantigene, die der Körper nicht kennt: Menschen mit A bilden deshalb nur ein anti-B, bei Blutgruppe B ist es umgekehrt. Bei der Blutgruppe 0 entstehen Antikörper gegen A und B.

Das alles spielt bei Bluttransfusionen eine große Rolle. Werden rote Blutkörperchen übertragen, darf der Empfänger keine Antikörper gegen die roten Blutkörperchen der Spender haben – diese würden sonst verklumpen und möglicherweise eine tödliche Reaktion auslösen.

Das Rhesussystem

Im Rhesus-Blutgruppensystem wird zwischen derzeit 55 Antigenen unterschieden. Die fünf wichtigsten heißen D, C, c, E und e. Klinisch am bedeutsamsten ist der sogenannte Rhesusfaktor D. Bei einem Großteil der Bevölkerung (85 Prozent) kommt dieser Faktor vor. Tragen die Blutkörperchen ihn auf ihrer Oberfläche, ist man Rh-positiv, fehlt dieser Faktor, ist man Rh-negativ. Das ist allerdings eine starke Vereinfachung des Prinzips, denn gemeint ist mit diesen Begriffen tatsächlich nur der D-Faktor.

Menschen mit Goldenem Blut sind die perfekten Spender

Fehlen dem Blut jedoch alle 55 Merkmale aus dem Rhesussystem, spricht man offiziell von Rh-Null – der seltensten Blutgruppe der Welt. Derzeit ist weltweit von gerade einmal rund 43 Menschen bekannt, dass sie dieses sogenannte Goldene Blut in sich tragen. Theoretisch wären diese Menschen die perfekten Spender, sofern die AB0-Gruppe stimmt. Weil sie aber so extrem selten sind, spielen Übertragungen von Goldenem Blut im medizinischen Alltag kaum eine Rolle.

Was ist selten, was ist häufig in Deutschland?

Die Blutgruppe AB kommt in Deutschland gerade einmal bei fünf Prozent der Bevölkerung vor und ist damit am seltensten. Am häufigsten liegt hingegen die Blutgruppe A vor. Hier gibt es einen Überblick über die Blutgruppenverteilung der Blutgruppenhäufigkeit in Deutschland:

AB0- und Rh-Blutgruppen in Deutschland Blutgruppenhäufigkeit
Blutgruppe A Rh-positiv37 %
Blutgruppe 0 Rh-positiv35 %
Blutgruppe B Rh-positiv9 %
Blutgruppe A Rh-negativ6 %
Blutgruppe 0 Rh-negativ6 %
Blutgruppe AB Rh-positiv4 %
Blutgruppe B Rh-negativ2 %
Blutgruppe AB Rh-negativ1 %
Quelle: Blutspendedienst

Viele potenzielle Spender scheuen in Coronazeiten den Gang zur Blutspende. Entsprechend sind derzeit die Reserven knapper. Denn auch trotz verschobener Wahloperationen benötigen viele Patienten nach wie vor eine Bluttransfusion, zum Beispiel nach schweren Unfällen und unvermeidbaren Eingriffen.

Dabei ist die Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, bei einer Blutspende nicht erhöht. Das stellen die Hygienestandards in den Blutspendeeinrichtungen sicher. Daher können alle, die sich gesund fühlen, weiter zur Blut- und Plasmaspende gehen. Das medizinische Personal überprüft vor Ort routinemäßig den Gesundheitszustand der Spenderinnen und Spender. Dazu gehören unter anderem auch das Messen der Temperatur oder Fragen zu einer möglichen Infektion. Wer Symptome einer Infektion hat, kommt als Spender ohnehin nicht infrage.

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*Quelle: aerzteblatt.de: Genvarianten erhöhen Risiko auf schweren Verlauf von COVID-19 (05.06.2020)rme/aerzteblatt.de

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