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Herausforderung Elternrolle: Jonglieren mit Bedürfnissen

Wer außergewöhnliche Belastungen stemmt, darf sich selbst nicht vergessen: So wichtig ist psychische Gesundheit für Eltern.

Artikel nach Kategorien filtern #Coronavirus #Familie #Eltern #Kinder & Jugendliche #Psyche
Foto: dmphoto/iStock

Mama sitzt mit dem Sohn am Esstisch: Sie hat eine Videokonferenz, er macht Schularbeiten. Papa schaut derweil mit der jüngeren Tochter ein Bilderbuch an, muss aber eigentlich gleich los zum Schichtdienst. So oder so ähnlich sah der Lockdown-Alltag vieler Familien aus – und das über ein Jahr lang. Aber bereits vor Beginn der Pandemie hielt das Familienleben für viele Eltern Herausforderungen bereit. Was wir aus der Krise lernen können: Außerordentliche Belastungssituationen sind ohne Selbstfürsorge kaum zu stemmen – wir geben Tipps für Eltern.

Eltern sein ist anspruchsvoll

Viele Eltern stellen sich die Frage, ob sie ihrer großen Aufgabe Tag für Tag genügen. Der neueste Familienbericht der Bundesregierung zeigt: Auch unabhängig von der Pandemie ist „Eltern sein“ anspruchsvoller geworden. Die Wissenschaftler der regelmäßig durchgeführten Studie kommen unter anderem zu dem Ergebnis, dass komplexere Familienstrukturen und Digitalisierung die Anforderungen an die Erziehung verändern. Darüber hinaus stellen Eltern immer höhere Ansprüche an sich selbst, zum Beispiel weil sie sich für die Bildung ihrer Kinder verantwortlich fühlen. Gerade für berufstätige Alleinerziehende gerät diese Aufgabe auch ohne Pandemie zur Zerreißprobe.

Du auch jetzt wo der Familienalltag mit Arbeiten und Schule, Schwimm- und Musikunterricht und gemeinsamer Zeit mit Freunden wieder langsam zurückkommt, beschreibt das Bild des Jonglierenden, der seiltanzend mehrere Bälle in der Luft hält, die konstante Anspannung vieler Eltern sehr passend.

„Eltern sein in Deutschland – Ansprüche, Anforderungen und Angebote bei wachsender Vielfalt“ – unter diesem Titel erschien im März 2021 der Neunte Familienbericht im Auftrag der Bundesregierung.

Bereits seit 1968 beleuchtet diese Studie in regelmäßigen Abständen die Situation von Familien in Deutschland. Die umfassende Bestandsaufnahme dient als Entscheidungsgrundlage für die Politik.
Eine Zusammenfassung ist auf der Homepage des Familienministeriums abrufbar.

Was Eltern für sich tun können

Jeder Tag hält neue Aufgaben, neue Termine, neue Herausforderungen bereit. Jeden Tag werden Wünsche und Bedürfnisse vom Partner, von den Kindern, Kollegen und Angehörigen in die Manege geworfen. Und auch der eigene Anspruch an Erziehung, Haushaltsführung, Karriere und Partnerschaft baut zusätzlich Druck auf.

Experten raten, gerade in stressigen Zeiten die eigenen Bedürfnisse nicht zu unterdrücken oder gar zu vergessen. Perfektion kann in diesen Situationen ruhig mal hintenan gestellt werden: Es muss nicht jeden Tag frisch gekocht werden, die Kinder dürfen auch mal eine Serie mehr gucken und die Wohnung muss nicht blitzeblank sein.

Wohltuend kann eine täglich festgelegte, kleine Auszeit für jedes Familienmitglied sein und vor allem für die Erwachsenen ein Moment der Achtsamkeit. „Wie geht es mir gerade, was brauche ich?“ Diese Fragen helfen auch, die Signale des eigenen Körpers wahrzunehmen.

Psychotherapeut Dr. Mathias Klinkerfuß empfiehlt im Interview mit der SBK, Anzeichen für Stress, wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, nicht zu ignorieren. Wichtig sei dann, nicht zu sagen: „Mensch, ich bring’s gar nicht mehr“, sondern anzuerkennen: „Spätestens jetzt ist es sinnvoll, etwas für mich zu tun.“ Sein Tipp für regelmäßige persönliche Auszeiten: „Jedes Familienmitglied bekommt eine Me-Time-Wildcard, die ohne Diskussion und Rechtfertigung eingelöst werden kann.“

Offene Aussprache, klare Absprache

Dass Eltern hin und wieder an ihre Grenzen kommen, ist ganz normal: „Grenzen sind keine Schwäche und kein Versagen“, erklärt Klinkerfuß. Vielmehr können sogar die Kinder davon profitieren, wenn sie merken, dass „perfekt sein“ nicht der Maßstab ist, an dem sie sich orientieren müssen.

Generell sind klare Absprachen zwischen Partnern, aber auch zwischen Eltern und Kindern die Grundlage, um die Situation gemeinsam zu meistern. So berichtet uns eine Mutter von der neu eingeführten Familienkonferenz, in der jedes Familienmitglied mit seinen Bedürfnissen zu Wort kommt und aktuelle Probleme gemeinsam besprochen werden. Wie andere Eltern mit der Krise umgegangen sind, erfahren Sie hier unter dem Motto #ZusammenDaRaus. In unserem Beitrag „Mental Load – modernes Familienmanagement“ finden Sie praktische Tipps und Ideen, wie Sie innerhalb der Familie Verantwortung und Aufgaben gerecht verteilen.

Psychische Gesundheit

Vorbeugen, behandeln und verstehen – mit Unterstützung der SBK

Innere Leere, Antriebslosigkeit und Ängste – die Auslöser dafür können sehr vielfältig sein. Eines haben alle genannten Ursachen gemeinsam: Die Teilnahme am beruflichen und gesellschaftlichen Leben wird erheblich beeinträchtigt. Für viele Betroffene ist die Hausärztin oder der Hausarzt eine gute erste Anlaufstelle, um professionelle Hilfe zu erhalten. Wie die SBK Sie und Ihre Familie dabei unterstützt, psychische Herausforderungen zu meistern, erfahren Sie hier.

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